In der Luftfahrt gibt es ein ganzes Paket goldener Regeln, die dafür sorgen, dass Piloten ihre Flugziele sicher erreichen. Was wir von ihnen für Leadership, Business- und Privatleben lernen können, erfahren Sie in dieser Kolumne im JET-Blog:
No. 5
Stay out oft the clouds – bleib aus den Wolken draußen.
Niemand ist gerne bei Hundewetter unterwegs.
Piloten lernen in ihrer Ausbildung alles, was über das Wetter, Gewitter und Wolkenbildung wichtig ist und wissen deshalb, dass es das beste ist, aus den Wolken draußen zu bleiben.
Wolken können Turbulenz, eingelagerten Regen oder Gewitter bedeuten und vor allem den Verlust der Sicht. Genau die aber brauchen die Piloten aller Flugzeuge, die nicht wie große Airliner nach Instrumenten fliegen. Im Gegensatz zu den Linienfliegern steuern sie ihr Flugzeug durch den Blick aus dem Cockpit, um so dessen Lage, also ob es zum Beispiel geradeaus oder ein Kurve fliegt, einzuschätzen, und um andere Flugzeuge und mögliche Kollisionen rechtzeitig zu erkennen.
Auf einem Flug nach Sichtflugregeln in eine Wolke einzufliegen, ist deshalb gefährlich, nicht nur weil man anderen Flugverkehr, Berge oder hohe Türme nicht mehr erkennen kann, sondern weil man nach relativ kurzer Zeit keinerlei oder eine völlig falsche Orientierung über die Flugbahn des Flugzeuges hat. Es gibt Statistiken, die sagen, dass jeder längere Einflug in eine Wolke nach Sicht nach durchschnittlich 236 Sekunden mit dem Absturz endet – der menschliche Gleichgewichtssinn lässt sich ohne visuelle Referenz recht schnell täuschen, wodurch ja auch das realistische Feeling beim Fliegen im Flugsimulator erzeugt werden kann.
Wer also in den Wolken fliegt, kann das nur mit entsprechender Instrumentierung, Ausbildung, Regeln und Disziplin, denn man muss in den Wolken den Instrumenten mehr vertrauen, als dem eigenen Gefühl und dem spontanen, unüberlegten körperlichen Impuls. Darüber hinaus es braucht beim Flug in den Wolken immer die Unterstützung durch einen Fluglotsen am Boden, der dafür sorgt, dass Flugzeuge in den Wolken einen sicheren Abstand voneinander halten.
Bleiben Sie auch im Business- oder Privatleben bei den wichtigen Dingen immer raus aus den Wolken. Sorgen Sie dafür, dass Sie immer die nötige Referenz haben, um Ihre aktuelle Lage abzuschätzen und zu schauen, ob der anvisierte „Horizont“ noch passt: wo stehe ich mit meinen Kosten, wie stehe ich im Zeitplan, wie passt es mit den Kundenanforderungen / dem Markt, stimmt die Qualität, wie ist meine Mannschaft drauf?
So wie dem Piloten die Erdsicht hilft, braucht es im Management die Bodenhaftung und den klaren Rundumblick aus dem Unternehmenscockpit.
Wenn Sie diesen dem völligen Blindflug opfern, gehen Sie schnell ein hohes Risiko ein, weil Sie bei (über-) lebenswichtigen Referenzpunkten keine Kontrolle mehr haben und das reine Glück angewiesen sind.
Wenn es sich für Sie nicht vermeiden lässt, im Rahmen eines wichtigen Projektes in gefährliches Gebiet zu steuern, dann brauchen Sie neben dem notwendigen Training die passende Instrumentierung, Ausbildung, Disziplin und Unterstützung von außen, die verhindern, dass Sie impulsive Reaktionen haben und falsche Entscheidungen treffen, oder positiv formuliert: die dafür sorgen, dass Sie sich aus jeder noch so schwarzen Gewitterwolke hinaus ins Licht der Sonne schwingen können.
Im größten Zweifel aber machen Sie es wie ein guter Pilot:
„When confronted with bad weather, a one-eighty is a VFR pilot’s best friend –
wenn man schlechtes Wetter vor sich hat, ist die 180 Grad Kehrtkurve des Sichtflug-Piloten bester Freund.“