Inspired by Airmanship 2

In der Luftfahrt gibt es ein ganzes Paket goldener Regeln, die dafür sorgen, dass Piloten ihre Flugziele sicher erreichen. Was wir von ihnen für Leadership, Business- und Privatleben lernen können, erfahren Sie in dieser Kolumne im JET-Blog:

No. 2

„Die unnützesten Dinge beim Fliegen sind:
– die Startbahn hinter Dir
– die Luft in Deinem Tank
– der Luftraum über Dir

Kein Flugzeug kann von einer zu kurzen Startbahn sicher abheben oder im Notfall den Start abbrechen.
Keines fliegt auf Dauer ohne Sprit oder Aufwind und kann, zum Beispiel bei Motorausfall, aus zu niedriger Höhe sicher ein Notlandefeld erreichen.
Wenn ich nicht die volle Starpiste nutze, dann spare ich vielleicht ein paar Sekunden Rollzeit, opfere damit aber die sichere Abbremsstrecke bei einem eventuellen Motorausfall kurz vor dem Abheben.
Wenn ich nur den Mindestsprit für meine Flugstrecke tanke, bin ich, weil leichter, vielleicht ein klein wenig schneller und somit kostengünstiger am Ziel, habe aber keinerlei Reserve, wenn der Flug länger dauert, zum Beispiel, weil der Gegenwind stärker als prognostiziert, oder der Zielflugplatz kurzfristig wegen eines verkehrs- oder wettertechnischen Problems nicht landbar ist.
Ich kenne keinen Flugzeugmotor, der mit der Luft im Tank läuft…
Wenn ich sehr tief fliege, vielleicht, weil ich’s cool finde oder damit andere es cool finden, gehe ich, wenn der Motor in dieser Höhe plötzlich streikt und nicht zufällig ein Notlandefeld direkt vor der Flugzeugnase liegt, zu fast 100% das Risiko eines Crashs ein. Ein Sportflugzeug kann sich aus 150 Metern Höhe im Gleitflug noch ca eine Minute lang und etwas über einen Kilometer weit in der Luft halten, bevor es am Boden ankommt. Wer in einer Höhe von 1000 Metern fliegt, der hat, neben einer wesentlich besseren Übersicht , in einem Radius von 10 km und etwa 7 Minuten die Möglichkeit, ein passendes Gelände zu finden, was in den meisten Regionen Mitteleuropas funktionieren sollte.

Es geht also in allen drei Fällen um folgendes – vorausgesetzt, Sie wollen auch mit Ihrem Unternehmen am Fliegen bleiben:
1. Sorgen Sie dafür, dass die Energiebilanz stimmt.
2. Gehen Sie nicht, nur um eines kleinen, nicht lohnenswerten Gewinns oder der Äußerlichkeiten und des Egos wegen ans Limit und damit leichtfertig ein großes, unkalkulierbares Risiko ein, falls sich die Rahmenbedingungen auch nur etwas ändern. Bleiben Sie auf der Seite des gesunden Risikos.
3. Nutzen Sie Ihre vorhandene Infrastruktur, Ihre Werkzeuge und die Ihnen gegebenen Ressourcen voll aus, anstatt sie zu verschwenden.

Das Ganze nennt man Disziplin.

So, wie ein Flugzeug logischerweise nicht ohne Sprit oder Aufwind fliegt, so fliegt kein Unternehmen und kein Mensch ohne Energie.
Egal, ob diese Energie durch Inspiration, Motivation, Pausen zum Kraft tanken, endlosen Litern Kaffees oder von gesundem Essen kommt: es ist wichtig, das System im richtigen Maße zu füttern, damit es am fliegen bleibt.

„Wisse genau, wie viel Benzin Du für Deinen Flug benötigst, anstatt zu schätzen.
Und dann fülle noch ein paar Liter zusätzlich in den Tank für Deine Frau und Deine Kinder“ – so sagen wir es in der Luftfahrt.

Über den Autor

Janik Eggler, fliegender Leadership Trainer und Business Coach.
Über 13 Jahre selbst als Führungskraft, Bereichsleiter und Manager in der Telekommunikations- / Finanzdienstleistungsbranche im Daimler Konzern und der IKEA Gruppe durch dick und dünn gegangen. Seit 25 Jahren Trainer und Coach für Leader und Teams, seit 30 Jahren leidenschaftlicher (Berufs-) Pilot und Kunstflieger, sowie Fluglehrer.


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